Prof. Dr. Harald P. Mathis
Professor für Industrielle Informatik und Biosystemtechnik
»In NRW herrscht eine gute Atmosphäre für Gründer. Zudem haben wir die größte Zahl an Exzellenzuniversitäten von allen Bundesländern. Aus dieser wunderbaren Mischung lässt sich viel machen.«
Harald P. Mathis ist Professor für Industrielle Informatik und Biosystemtechnik. Über seine Arbeit beim Fraunhofer-Anwendungszentrum SYMLA und die Besonderheit des Forschungsstandortes Nordrhein-Westfalen.
Als Leiter des Fraunhofer-Anwendungszentrums SYMILA (Systeme für mobile Dienste und moderne intelligente Lebens- und Arbeitswelten) in Hamm wollen Sie mit Ihrer Expertise den Strukturwandel in der Region begleiten. Was kann man sich unter einem solchen Anwendungszentrum vorstellen und wie können ansässige Unternehmen konkret von Ihrer Arbeit profitieren?
Als Anwendungszentrum sind wir noch dichter an der Wirtschaft dran, als ein Fraunhofer-Institut oder eine Hochschule. Wir lösen Probleme im Bereich IoT (Internet of Things), Software und vor allem KI für die Wirtschaft in der Region. Dabei haben wir einen klaren Schwerpunkt auf dem Mittelstand. Firmen können zu uns kommen und mit uns über die vorhandenen Probleme sprechen. Wir bieten eine Analyse und Vorschläge zur Problemlösung an. Dafür entstehen der Firma keine Kosten. Wenn die Problemlösungen gefallen, freuen wir uns über einen Auftrag oder ein gemeinsames Projekt mit öffentlichem Forschungsgeld.
Unabhängig von SYMILA: Wie beurteilen Sie den Transfer von der KI-Forschung in die nordrhein-westfälische Wirtschaft ganz allgemein? Was läuft gut und was muss aus Ihrer Sicht passieren, damit das Know-how aus den Instituten schneller in die Anwendung kommen kann? NRW fördert viele KI-Initiativen. Man spricht überall von KI und versucht ein KI-freundliches Klima zu erzeugen. Das gelingt sehr gut. Ich denke, man muss noch mehr auf die Firmen zugehen, klarmachen, dass KI nicht »weit weg« sein muss, sondern durchaus in der Lage ist, viele Probleme zu lösen, die mit anderen Methoden nicht lösbar sind. Man sollte vor allem auch Projekte fördern, die mit und für den Mittelstand durchgeführt werden, um den Mehrwert darzustellen und KI breit zu verankern.
Neben Ihrer Tätigkeit bei SYMILA und einer Professur an der Hochschule Hamm-Lippstatt haben Sie auch selbst ein Unternehmen in Nordrhein-Westfalen gegründet. Was macht dieses Bundesland für Sie so besonders? Es gibt auch hier zahlreiche Maßnahmen zur Gründungsunterstützung. Ich selbst bin im wissenschaftlichen Beirat von GehNUKfragen, einem der großen Businessplan-Wettbewerbe hierzulande (in Köln). In NRW herrscht eine gute und freundliche Atmosphäre für Firmengründungen. Gründer finden bei uns im Anwendungszentrum, bei Fraunhofer generell, aber auch in dem hervorragenden Netzwerk an Hochschulen und Instituten die wissenschaftliche Unterstützung, die Innovationen nun einmal benötigen. Dabei darf man stolz erwähnen, dass wir die größte Zahl an Exzellenzuniversitäten von allen Bundesländern haben. Aus dieser wunderbaren Mischung lässt sich viel machen.
Prof. Dr. Harald P. Mathis studierte Physik, Chemie und Biochemie an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Nach verschiedenen Stationen als wissenschaftlicher Mitarbeiter promovierte Prof. Dr. Mathis 2000 in Biophysikalischer Chemie an der Friedrich-Schiller-Universität, Jena. Zuletzt als Leiter der Abteilung »Biomolekulare Optische Systeme-BioMOS im Geschäftsfeld Life Science Informatik« im Fraunhofer Institut für Angewandte Informationstechnik in Sankt Augustin bei Bonn tätig, lehrt er seit dem 1. Mai 2010 Industrielle Informatik und Biosystemtechnik an der Hochschule Hamm-Lippstadt. Prof. Dr. Harald P. Mathis hat die erste Stiftungsprofessur – gefördert von den Stadtwerken Hamm – an der Hochschule Hamm-Lippstadt inne. Parallel zu seiner wissenschaftlichen Laufbahn gründete Prof. Dr. Mathis verschiedene Unternehmen mit: 1998 die Firma COMO GmbH in Jena (heute Dyomics GmbH), 2005 fluIT Biosystems GmbH, Sankt Augustin/Wendelsheim, und 2007 DiagnostX GmbH, Dortmund.