LEAM-Initiative veröffentlicht Machbarkeitsstudie für die Entwicklung großer KI-Foundation-Modelle »made in Germany«© Nils Hasenau
KI-Hochleistungsrechenzentrum soll technologische Souveränität Europas sichern
Als Reaktion auf den rasanten Fortschritt in der Entwicklung großer KI-Modelle in den USA und China setzt sich die vom KI Bundesverband gegründete LEAM-Initiative (Large European AI Models) für die Entwicklung eines europäischen Modells ein. Voraussetzung dafür ist der Aufbau einer dedizierten KI-Supercomputing-Infrastruktur. In einer vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in Auftrag gegebenen und heute in Berlin vorgestellten Machbarkeitsstudie wird ein erstes Konzept für den Aufbau und Betrieb eines solchen Rechenzentrums skizziert.
Wer sich mit KI-Technologie beschäftigt, weiß schon länger um das immense Transformationspotenzial großer KI-Foundation-Modelle. Dabei besitzen Sprachmodelle aktuell die größte Relevanz in Nutzung und Entwicklung aller Modellarten. Bereits im Jahr 2021 hat KI.NRW unter dem Eindruck von GPT-3 eine Studie zu Konzepten, Anwendungen und Chancen moderner Sprachtechnologien veröffentlicht und zusammen mit KI-Expert*innen aus NRW mehrere Veranstaltungen zu dieser Thematik ausgerichtet, u. a. die KI.NRW-Jahrestagung.
Mit dem Launch von ChatGPT ist das Thema auch in der breiteren Öffentlichkeit angekommen und langsam entwickelt sich auch dort ein besseres Verständnis dafür, wie diese Modelle die Lebens- und Arbeitswelten von morgen prägen werden. In naher Zukunft werden viele neue Anwendungen, Plattformen und Geschäftsmodelle entstehen, weshalb es insbesondere für die Wirtschaft von großer Wichtigkeit ist, sich schon früh mit dieser Technologie zu befassen.
Herausforderung ist, dass ein Großteil der KI-Modelle derzeit nicht in Europa entwickelt werden: Seit 2017 stammen 73 % aus den USA und 15 % aus China. Grund dafür sind fehlende Investitionen und unzureichende Rechenkapazitäten. Zur Sicherung der technologischen Souveränität muss Europa jetzt aufholen: »Nur wenn Deutschland, ebenso aber auch Europa, zukünftig an den nächsten Generationen großer KI-Modellen mitgestalten kann und will, wird es möglich sein, eine mittelfristige Abhängigkeit von ausländischen Technologiekonzernen zu verhindern«, sagt Jörg Bienert, Vorstandsvorsitzender des KI Bundesverbands.
Um das zu ermöglichen, hat sich auf Wirken des KI Bundesverbands die LEAM-Initiative (Large European AI Models) gegründet. Mit vereinten Kräften wird hier daran gearbeitet, ein Hochleistungsrechenzentrum für die KI-Forschung ins Leben zu rufen. Ziel soll es sein, die nötigen Infrastrukturen und Rechenkapazitäten verfügbar zu machen, die für die Entwicklung eines großen europäischen KI-Modells nötig sind.
Zusammen mit 40 Vertreter*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft wurden im vergangenen Jahr erste Ideen für eine solche Infrastruktur zusammengetragen. Gefördert und im Auftrag durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz wurden die Ergebnisse dieser Arbeit in eine Machbarkeitsstudie überführt. KI.NRW hat sich zusammen mit Kolleg*innen des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS und des Lamarr-Instituts für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz an der Erstellung der Studie beteiligt.
»Unsere Vision ist ein vertrauenswürdiges KI-Modell, das Open Source läuft, europäischen Standards folgt und bei dessen Entwicklung von Anfang an auf Transparenz, die Reduktion von Bias und ökologische Nachhaltigkeit geachtet wird«, sagt Dr. Christian Temath, Geschäftsführer bei KI.NRW. »Dabei geht es uns nicht darum, bereits bestehende Technologien blind zu kopieren, sondern unseren eigenen Weg zu gehen und mit ›KI made in Germany‹ konkurrenzfähig zu werden. Voraussetzung dafür ist der Aufbau eines deutschen KI-Hochleistungsrechenzentrums.«
Die knapp 370 Seiten lange Studie zeigt, dass der Aufbau eines solchen Rechenzentrums entscheidend für den Technologie- und Industriestandort Deutschland ist. Dabei wird umfassend skizziert, wie ein solches Rechenzentrum aussehen und betrieben werden könnte. Geklärt werden muss allerdings, wie sich die Finanzierung mit Beteiligung der öffentlichen Hand, der Forschung und Wissenschaft sowie der Wirtschaft gestalten lassen kann. Das Thema soll 2023 in engem Austausch mit der Politik vorangetrieben werden, um Finanzierungsmöglichkeiten zu präzisieren.
Die Studie steht hier sowie auf der Website des KI Bundesverbands zum kostenlosen Download bereit. Die mit KI.NRW, dem Fraunhofer IAIS sowie dem Lamarr-Institut assoziierten Autoren, die an der Studie mitgewirkt haben sind: Dr. Christian Temath, Dr. Gerhard Paaß, Dr. Nicolas Flores-Herr und Laszlo Friedmann.
Weitere Infos
Die Machbarkeitsstudie wird im Rahmen der LEAM-Konferenz am 24. Januar im Berliner Allianz Forum vorgestellt. Von 09:30 bis 18:00 Uhr wird zusammen mit vielen spannenden Gästen diskutiert, wie Deutschland im Bereich der großen KI-Modelle zum Vorreiter werden kann. Dazu gibt es Impulsvorträge von und Paneldiskussionen mit den Heads of AI und Data Analysts großer Industrieunternehmen, CEOs und CTOs von KI-Unternehmen und renommierten KI-Forscher*innen.